Charmant: "Gut gegen Nordwind" in der Kudamm-Komödie

Ein vertauschter Buchstabe im Adressfeld ist schuld, dass Emmi Rothners E-Mail statt bei einem Zeitschriftenverlag im Postfach des Sprachpsychologen Leo Leike landet. Ihr Abo wird die Frau vorerst nicht los, dafür gewinnt sie einen Zufallsbrieffreund. Schnell entwickelt sich aus dem beiderseits schlagfertigen Tippfehler-Geplänkel ein immer innigerer Austausch via World Wide Web. Mit dem Schritt aus der Anonymität ihres Schriftverkehrs aber tun Emmi und Leo sich schwer. Hunderttausende Leser begeisterten sich an dieser Computer-Romanze, die Daniel Glattauer als "Madame Bovary"-Variante in vernetzten Zeiten unter dem Titel "Gut gegen Nordwind" ersann. Zusammen mit Ulrike Zimmer hat der Autor selbst eine Bühnenfassung seines Elektrobrief-Romans erstellt, die nun in der Regie von Rüdiger Hentzschel auch in der Komödie am Kudamm eine frenetisch beklatschte Premiere feierte (bis 4. April). Es ist eine der besten Kudamm-Produktionen seit langem. Tanja Wedhorn als verheiratete, sprunghafte Emmi sowie Oliver Mommsen als beziehungsversehrter Leo sind ein Bühnenpaar, das die Funken sprühen lässt, ohne einen Blick zu

tauschen - geschickt werden ihre getrennten Wohnungen durch Lichtwechsel markiert. Die Inszenierung setzt ganz auf das Tempo des postalischen Ping-Pong-Dialogs, besitzt den Charme einer gut geölten Hollywood-Lovestory. Freilich ohne Happy- End-Gewissheit. Mittlerweile existiert von "Gut gegen Nordwind" nämlich eine Fortsetzung.

Tagesspiegel, 20.01.2010/ Patrick Wildermann

Stehender Beifall für "Gut gegen Nordwind"

Mit Jubel, Bravo-Rufen und begeistertem Applaus ist am Sonntag in Berlin die Bühnenfassung des Bestseller-Romans "Gut gegen Nordwind" gefeiert worden.
Auch Bundespräsident Horst Köhler zollte in der Komödie am Kurfürstendamm im Stehen Beifall. Das Schauspieler-Duo Tanja Wedhorn und Oliver Mommsen wurde mehr als ein Dutzend Mal zurück auf die Bühne geholt.
Das Zwei-Personen-Stück erzählt von der Liebe in Zeiten des Internets. Wedhorn gibt die verheiratete Emmi, die sich in ihren Mailfreund Leo verliebt. Regie führte Rüdiger Hentzschel.

RBB

Premiere für Valencia und Zierl in "Gut gegen Nordwind"

Hamburg (dpa/lno) - Fünf Monate nach ihrer Trennung haben die Schauspieler Saskia Valencia und Helmut Zierl ihre erste gemeinsame Theaterpremiere gefeiert. Beide standen am Freitagabend in der E-Mail-Romanze «Gut gegen Nordwind» nach Daniel Glattauers Bestseller in Hamburg auf der Bühne. Das Publikum in der Komödie Winterhuder Fährhaus feierte das Zwei-Personen-Stück unter der Regie von Rüdiger Hentzschel. Die Geschichte über ein Paar, das sich durch einen Tippfehler in einer Mail online kennenlernt und ineinander verliebt, war schon an verschiedenen Theatern zu sehen. Die 47-Jährige Valencia und ihr zehn Jahre älterer Ex-Partner Zierl standen indessen erstmals gemeinsam auf der Bühne. Das Schauspieler-Paar gab seine Trennung im Dezember vergangenen Jahres bekannt. Beide hatten sich zehn Jahre zuvor bei Dreharbeiten in Mexiko kennengelernt. Vorerst bis zum 8. Juli schlüpfen sie nun in der Hansestadt regelmäßig in die Rollen von Emmi Rothner und Leo Leike.

Die Welt

Umjubelte Premiere von "Gut gegen Nordwind"

Berlin (dpa) - Eigentlich kann es gar nicht funktionieren: einen Roman auf die Bühne zu bringen, in dem zwei Menschen nichts anderes tun, als sich gegenseitig E-Mails zu schreiben. Doch die Berliner Komödie am Kurfürstendamm macht aus Daniel Glattauers Bestseller "Gut gegen Nordwind" ein hinreißendes, ganz und gar nicht virtuell abgedrehtes Theatervergnügen. Auch Bundespräsident Horst Köhler, der am Sonntag mit seiner Frau Eva zu den Gästen der deutschen Erstaufführung zählt, ist begeistert. "Ich bin fasziniert von der schnellen Entwicklung des Dialogs, und die Schauspieler bringen das wunderbar heraus", sagt Köhler der Deutschen Presse-Agentur dpa - und spendet wie das jubelnde Publikum im Stehen Applaus. Das Zwei-Personen-Stück erzählt - wie der 2006 erschienene Roman - von der Liebe in Zeiten des Internets. Schauspielerin Tanja Wedhorn, bekannt aus der ZDF-Serie "Bianca - Wege zum Glück", spielt grandios die Rolle der angeblich glücklich verheirateten Emmi, die sich heillos in ihren Zufalls-Mailfreund Leo verliebt. Als beziehungsgeschädigter Briefpartner steht der Bremer "Tatort"-Assistent Oliver Mommsen auf der Bühne. Zwischen den beiden entwickelt sich aus einer ersten, versehentlich bei Leo gelandeten E-Mail ein virtueller Flirt und schließlich eine große Liebe, ohne dass sie sich je sehen und die Gefühle der Realität standhalten müssen. Genialer Trick in der Inszenierung von Rüdiger Hentzschel: Auf der Bühne sitzt keiner von beiden je an einem Computer. Sie sprechen und spielen ihre E-Mails, wie durch einen unsichtbaren Vorhang voneinander getrennt. Niemals kreuzen sich die Blicke. Umwerfend ist vor allem Tanja Wedhorn. Sie kämpft mit so viel Energie, Witz und Charme, aber auch anrührender Verletzlichkeit um ihren Traummann, dass dem Publikum der Atem stockt. Doch auch Mommsen ist bei seinem Wechselspiel zwischen schnoddrigem Desinteresse und heimlicher Liebessehnsucht kaum zu schlagen. Mehr als ein Dutzend Mal holt das Publikum die beiden am Schluss mit tosendem Beifall wieder auf die Bühne. "Ich bin glücklich, dass die Geschichte auch im Theater funktioniert", sagt der österreichische Autor und Journalist Glattauer (49), der auch an der Bühnenfassung mitwirkte und die Wiener Uraufführung kennt. 2006 hatte Glattauer mit seinem Roman einen Überraschungshit gelandet. Vor allem weibliche Leserinnen machten "Gut gegen Nordwind" durch Mundpropaganda zu einem Renner. Inzwischen sind fast 800 000 Exemplare verkauft. Und die von den Fans erzwungene Folgegeschichte "Alle sieben Wellen" landete im vergangenen Jahr prompt ebenfalls auf den Bestseller-Listen. Dass das Stück aber nicht nur ein Schmachtfetzen für Frauenherzen ist, machte der Bundespräsident deutlich. Er sei es gewesen, der den Theaterbesuch vorgeschlagen habe, verriet er. "In den Dialogen entwickelt sich so eine Eigendynamik, dass man als außenstehender Mensch denkt: Na, hoffentlich verlieren die sich nicht!"

sueddeutsche.de erschienen am 18.01.2010 um 10:26 Uhr

Gut gegen Nordwind – Die Liebe kommt mit dem Nordwind

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Das Theaterstück in der Komödie am Kurfürstendamm


Als Zuschauer des Theaterstücks ist man im Vorfeld der Aufführung sehr gespannt. Kann ein Theaterstück überhaupt dem Bestseller von Glattauer darstellen? Kann es dem Text überhaupt gerecht werden? Wer das Buch von Daniel Glattauer gelesen hat, fragt sich dies zu Recht. „Gut gegen Nordwind“ lief bis 4. April 2010 in der Komödie am Kurfürstendamm und konnte sich im wahrsten Sinne des Wortes sehen lassen. Die Umsetzung von Glattauers Bestseller gelang dem Regisseur Rüdiger Hentzschel in einer einzigartigen und herzzereißenden Art und Weise. Vor allem die Hauptdarsteller Oliver Mommsen als Leo Leike und Tanja Wedhorn als Emmi Rothner trugen zu einer sensationellen gefühlsechten Inszenierung bei. In Gestik, Mimik und Wortlaut wurden die Gefühle, die sich eigentlich nur im digitalen Briefwechsel des Buches widerspiegelten voll und ganz auf die Zuschauerplätze transportiert. Die Wörter und letzten Endes die Gefühle wurden greifbar. Als Zuschauer befand man sich mittendrin und war jederzeit bereit die Handlung selbst in die Hand zu nehmen falls den beiden irgendwann die Worte ausgegangen wären. Es wurde mit gelacht, mit gelitten und mit gefiebert. Von einer E-Mail zur anderen E-Mail bekam der Text mehr Plastizität. Er wurde greifbar und im wahrsten Sinne des Wortes „fühlbar“. Gefühlswallend akkumulierte sich das Stück zum Showdown. Stets gab es einen Kampf zwischen Verstand und Moral versus Gefühl und dem „Inneren Drang“, das Richtige zu tun. Wie immer ist es uneindeutig eindeutig, was wohl das Richtige wäre. In diesem Fall nämlich den Gefühlen Vorrang zu geben und die Virtualität endlich zu verlassen. Raus, nur raus aus der digitalen Welt. Raus mit dir Emmi, raus mit dir Leo!.....


„Gut gegen Nordwind“ – Der Nordwind gibt die Richtung an


Es gab kein -richtig- oder -falsch- mehr. Nur ein: Lass es geschehen, es ist das richtige Gefühl. Außerdem ist doch noch nichts passiert. Eben, nicht passiert – noch nicht. Dass ein kalter Nordwind im Theater am Kurfürstendamm so herzerwärmend sein kann, hätte man im Vorfeld nun wirklich nicht gedacht. Demnach kann folgendes Prädikat vergeben werden: Sensationell kurzweilige Theateraufführung mit viel Gefühl von Daniel Glattkauers Bestseller „Gut gegen Nordwind“. Freunde des Happy Ends wurden hier leider nicht belohnt, die Belohnung eher lag darin, dass sie von der schauspielerischen Leistung permanent belohnt wurden. In jedem geschriebenen, in jedem dargestellten Wort lag die Belohnung für die Zuschauer im wahrsten Sinne im Mitfühlen, sowie den erkenntnisreichen Weg mit Emmi Rothner und Leo Leike gemeinsam zu bestreiten, was nun eigentlich „Gut gegen Nordwind“ ist. Clevererweise steht eine mögliche Gefühlsbelohnung durch ein Happy End ja noch in Aussicht. Nämlich mit Daniel Glattauers Folgeroman „Alle sieben Wellen“. Dieses dann hoffentlich auch wieder mit einer Adaption auf einer der hiesigen Theaterbühnen.

Die vollständige Rezension können Sie auch hier nachlesen.

hauptstadtstudio.com/ Jens Böhme