Die Falle von Robert Thomas -Kritik-
Ein Kriminalstück für starke Nerven - Robert
Thomas, der Autor, dem wir auch "8 Frauen" verdanken, unterhält ganz
im Stil von Alfred Hitchcock.
Wenn der Hitchcock drei Mal kräht, ist in der
Wiener Scala Krimi Zeit – doch selbst falls dieses schwergewichtige Startsignal
einmal ausbleiben sollte, wird natürlich trotzdem gespielt, da der notorische
Hang zum Verbrechen bei den Darstellern besonders stark ausgeprägt ist.
Das Stück wurde kurz nach seiner Premiere zu Beginn der 60er Jahre übrigens
tatsächlich durch den soeben herbeizitierten Krimi-Altmeister geadelt, indem er
sich die Verfilmungsrechte sicherte; und obwohl aus dem Projekt nie etwas
geworden ist, darf ein Interesse von dieser Seite bereits als Qualitätssiegel
gelten. Mit bis heute weltweit mehr als 50.000 Vorstellungen hätte Robert Thomas
Werk solche Beglaubigung aber gar nicht nötig; dafür wurde es einfach zu clever
konstruiert und perfekt auf Hochspannung hin angelegt.
Ungewöhnlich genug erscheint ja schon die Ausgangssituation: einem
Jungverheirateten ist die Frau davongelaufen und als sie unverhofft
wiederkehrt, behauptet der Mann steif und fest, es sei gar nicht die Vermisste.
Dank seiner Überzeugungskraft zieht er nicht nur den Kommissar auf seine Seite,
sondern das Publikum erst recht: es glaubt Zeuge einer kaltblütig eingefädelten
Verschwörung zu sein und fiebert förmlich mit, ob es der mutmaßlichen
Verbrecherbande gelingt, ihre perfiden Pläne zu vollenden. Deshalb hat sich
gegen Ende der Vorführung ein solcher Abhängigkeitseffekt im Zuschauerraum
eingestellt, dass nicht wenige bereit wären, auf die Bühne zu stürzen, um dem
bedrängten Hauptdarsteller zur Hilfe zu eilen – davon zeugen entsetzte oder
erschrockene Aufschreie, als die Handlung erneut eine absolut unerwartete und
bedrohliche Wendung nimmt.
Rüdiger Hentzschel, der diesmal nicht nur hinter der Bühne den Big Boss spielt,
sondern auch gleich die Hauptrolle übernommen hat, zitiert in seiner
Inszenierung noch einen weiteren großen Namen herbei, da sich das Bühnenbild
von Marcus Ganser (der wiederum den unerschütterlich ermittelnden
Gesetzesvertreter darstellt) im Roy Lichtenstein-Design präsentiert - ein
optisch äußerst ansprechender Stilwillen, dem sogar die Holzscheite fürs
Kaminfeuer unterworfen sind.
Monica Anna Cammerlander agiert als falsche Frau mit unnachahmlicher Abgebrühtheit,
stets unterstützt durch Carl Achleitner als undurchschaubarem aber
offensichtlich äußerst gefährlichem Mann im Priestergewand.
Die Bestandaufnahme aller Fakten hat sich somit zu folgendem Tatbestand
verdichtet: wir sind mit offenen Augen in „Die Falle“ gegangen und es hat
großen Spaß gemacht. Nur ein kleiner Verbesserungsvorschlag sei erlaubt: zur
Erzielung eines echten Film Noir-Effekts sollten vor Beginn noch Sonnenbrillen
ausgegeben werden.
events.at, 23.02.2012 / Franco Schedl
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