Das perfekte Verbrechen gibt es nicht - "Die Falle"
Ein Kriminalstück für starke Nerven - Robert
Thomas, der Autor, dem wir auch "8 Frauen" verdanken, unterhält ganz
im Stil von Alfred Hitchcock.
Doppelte Böden: Robert Thomas' Kriminalkomödie
"Die Falle" im Wiener Theater Scala
Wien - Am Theater Scala feierte die
Kriminalkomödie Die Falle Wien-Premiere: Für das Stück von Robert
Thomas aus dem Jahr 1960 hatte sich Alfred Hitchcock die Rechte gesichert, der
Film wurde aber nie gedreht. Rüdiger Hentzschel, der auch die Hauptrolle
spielt, hat es nun herrlich komisch und rasant für das Theater unter der
Intendanz von Bruno Max inszeniert. Herausgekommen ist ein ständiges
Vexierspiel von Verbrechern und Opfern, das durch viele Twists bei Laune zu
halten vermag.
Der Franzose Thomas hat dem Stil der angloamerikanischen Krimikomödie mit einer gehörigen Portion Frankophonie
einen Neuanstrich verpasst, und so hören wir Ausrufe à la "Sie
Tartuffe!", beobachten einen "Monsieur le Commissaire"
(grandioser Detektiv in naserümpfender Pink-Panther-Manier: Marcus Ganser), der
in einem Chalet in den französischen Alpen ermittelt. Denn die kurzzeitig
vermisste Ehefrau des Daniel Corban (Rüdiger Hentzschel) ist zurückgekehrt,
bloß erkennt dieser sie nicht wieder.Anfangs bleibt unklar, ob Corban verrückt
geworden ist oder die neue Frau sich perfide das Erbe erschleichen will.
Dieser absurde Spuk fliegt kurz vor
dem ersten Vorhang auf - ab hier erkennt man die raffinierten Tricks des
Gaunerpärchens, das aus der Pseudoehefrau Elisabeth (etwas nervig: Monica Anna
Cammerlander) und dem Geistlichen Abbé Maximin (souverän: Carl Achleitner)
besteht. Leider wird die Verwirrung nicht beseitigt, als zwei weitere Personen
auftauchen, die die Identitäten bezeugen sollen: Ein Landstreicher/Porträtmaler
namens Camouflage (hervorragend: Clemens Aap Lindenberg) und eine
Krankenschwester (herrlicher Auszucker: Birgit Wolf). Am Ende steht jene finale
Wendung, ohne die es im Krimigenre nicht geht.
Sehr erfrischend, diese Form des doppelbödigen Theaters: Das Ensemble
spielt lebendig, ein großes Lob gebührt auch der grafischen Bühnengestaltung
von Tom Lackner. Im Hintergrund erinnern die gepunkteten Wände an Roy
Lichtenstein' und die Ästhetik der Graphic Novel oder des Film noir. Im
Vordergrund entfaltet sich ein abgekartetes Schauspiel.
Der Standard, 23.02.2012/Timon Mikocki
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