Foto © Bettina Frenzel

Als Detektiv im Theater

Die Scala Wien zeigt den Psychothriller "Die Falle" in einer amüsanten Inszenierung

Normalerweise schaut man im Theater keine Comics an. In der Scala momentan aber schon: Mit der von Rüdiger Hentzschel toll inszenierten Krimikomödie "Die Falle " wird man förmlich in einen Comic-Roman versetzt. Das Bühnenbild ist schwarz-weiß und im Stile Roy Lichtensteins gehalten. Es zeigt das Innere eines Chalets in den französischen Alpen und wirkt wie eine dreidimensionale Zeichnung. Der Autor Robert Thomas verfasste den Psychothriller "Die Falle" 1961. Das Stück, für das sich kein Geringerer als Alfred Hitchcock die Filmrechte sicherte, kreist um eine verschwundene Ehefrau, die wieder auftaucht, aber nicht die zu sein scheint, die sie vorgibt. Die Fragen, wer die Madame wirklich ist, wer die anderen sind und wer überhaupt wer ist, bleiben bis zum Schluss offen. Famos gibt Carl Achleitner den vermeintlich frommen und milden Abbe Maximim. Die gottesgläubige Unschuldsmine steht ihm perfekt zu Gesicht, es macht dem Publikum hörbar Spaß. Stark auch Birgit Wolf als resolute, korrupte Krankenschwester Berton - schade nur, dass sie erst so spät die Bühnen betritt. Ihr Minenspiel ist einfach grandios. Beim Verlassen des Theaters weiß man um die Vorzüge eines Bühnenkrimis: Man ist mitten drin und spielt selbst Detektiv. Die unerwarteten "Rollensprünge" guter Schauspieler können einen so überraschen, wie es vor dem Fernsehapparat kaum möglich ist. Und man erschrickt bei jedem Schuss!

Kurier, 25.02.2012/ Lisa Tillian

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